wort
zogmayers lakonische poesie. weltverdichtung durch die magie des einen wortes. es bildet ein grafisches und semantisches zentrum, von dem verweise nach vielen richtungen ausstrahlen. die auflösung der grammatikalischen wortfügung und die zufallsreihung per anfangsbuchstaben geben in den alphabetisierten gedichten ebenfalls dem einzelnen wort gewicht und erkunden wie die textbilder grafische potentiale der schrift.
zogmayers worte sind meist hinterglas gemalt. das rechteckige format, die schriftart wie auch die einfarbige umgebung der worte enthalten sich aufdringlicher inhaltlicher und emotionaler konnotationen und haben primär die funktion, das wort selbst hervortreten zu lassen.
ausgesparte worte beziehen die wand ein. manchmal werden wand und diverse dinge (eine türklinke, metallquader, treppen etc.) auch direkt beschrieben. zogmayers palette umfasst schwarz und weiß, alle arten von grauschattierungen und die drei primärfarben. rot wird häufig verwendet, blau und gelb seltener. die farben sind im ton gedeckt und kontrastieren damit zur glänzenden und glatten oberfläche der glasplatte, auf die sie in mehreren schichten aufgetragen werden. strahlkraft und drive halten sich so die waage mit verhaltenheit und ruhe. manchmal wie z.b. in „feind bild“ ist die spiegelung der betrachterin im glas ein wichtiger teil der aussage der textbilder.
sie erinnern an alltägliche drucktypographie und springen zwar nicht so heftig ins auge wie reklame, sind aber auf ihre weise unübersehbar. die noble farb- und formgebung verleiht ihnen andererseits den charakter des in sich gesammelt-seins. sie ziehen den blick an, ohne zu vereinnahmen oder sich vereinnahmen zu lassen. es entsteht quasi ein leerer raum, ein offenes zwischen betrachterin und wortbild, in dem sich immer wieder neuer sinn ereignen kann. diesen wesenszug teilen die textbilder mit den worten, die sie präsentieren.
„worte sind keine wörter und als diese dergleichen wie eimer und fässer, aus denen wir einen vorhandenen Inhalt schöpfen. die worte sind brunnen, denen das Sagen nachgräbt, brunnen, die je und je neu zu finden und zu graben sind, leicht verschüttbar, aber bisweilen auch unversehens quillend. […] auf das sagen der worte achten, ist im wesen anderes, als es zunächst den anschein hat, nämlich den anschein einer bloßen beschäftigung mit wörtern.1
was sagt das wort? wohin zeigt es? warte ab, wohin es dich führt, wenn es im resonanzraum deines lebens zu schwingen beginnt. dann öffnet sich in ihm ein bedeutungs-spielraum, der verschiedenste gedanken und geschichten herbeiruft. am ende kommt eine ganze welt zum aufklang. damit wird das textbild erst vollständig.
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