zweite moderne
der stil zogmayers steht in engster verbindung mit strömungen euroamerikanischer kunst des 20. jahrhunderts, die auf den abstrakten expressionismus folgten, insbesondere mit minimal art.2 auch verwandte frühere bewegungen wie konstruktivismus und bauhaus kommen einem beim betrachten seiner arbeiten in den sinn.
man mag darüber streiten, ob der begriff „zweite moderne“ geeignet ist, eine hauptströmung der kunst der gegenwart zu charakterisieren. auf zogmayer passt er jedenfalls ausgezeichnet. schon ein erster blick enthüllt, dass sein werk grundmotiven der moderne verpflichtet ist, ohne einem rigiden modernismus verhaftet zu sein.
ansätze der an elementarer form, funktion und konzept orientierten avantgarden des 20. jahrhunderts werden erneuert, geläutert und vertieft. so entsteht eine sanfte transformation der moderne, die ohne die avantgardistische attitude eines militanten vorkämpfertums und den mythos von der permanenten revolution auskommt.
postmoderne kunst brachte die wiedereinführung von narrativen, figurativen und allegorischen inhaltlichen elementen, eine sogenannte „re-semantisierung“ der bildenden künste.
zogmayers zweite moderne ist auf ihre weise ebenfalls eine „re-semantisierung“, die gleichwohl auf die genannten momente verzichtet.
an ihrer statt wird auf das geschriebene wort zurückgegriffen.3 die verwendung von schrift in gestalt von worten und einzelnen sätzen (in seltenen fällen auch ganzen texten) ermöglicht ihm die integration von bedeutungen ohne mimetische inszenierung von wirklichkeit bzw. das erzählen von geschichten. außerdem sind die auf ein wort oder höchstens einen satz kondensierten botschaften konstitutiv mehrdeutig. sie unterstützen damit das konzept des „offenen kunstwerks“ (umberto eco), das zogmayers kunstverständnis prägt:
„kunst, wie ich sie verstehe, schafft heute eher rahmenbedingungen für ereignisse, anstatt diese vorwegzunehmen und zu bevormunden. das gilt für architektur und bildende kunst wie auch für wesentliche spielarten moderner musik seit john cage und morton feldman, die klänge als jetzt, und nicht als ergebnis kompositorischer planung entfalten. 4
_________________________
1 heinrich klotz: zweite moderne, in: ders. (hrsg.): die zweite moderne. eine diagnose der kunst der gegenwart, münchen 1996, 9-22: 15-16.
2 die große bedeutung künstlerischer positionen, die in den 1960er und 70er jahren als minimal art bekannt wurden, für die neuere bildende kunst und musik wurde lange unterschätzt bzw. übersehen. in den letzten jahren findet sie in ausstellungen und publikationen zunehmend beachtung. vgl. christoph metzger u.a. (hrsg.): minimalisms, ostfildern 1998; eugen blume u.a. (hrsg.): fast nichts. minimalistische werke aus der friedrich christian flick collection im hamburger bahnhof, köln 2005.
3 zu diesem weg, den heute auf unterschiedliche weise eine anzahl von künstlerinnen verfolgen, siehe eva maltrovsky: die lust am text in der bildenden kunst, frankfurt/m. 2004.
4 zitat leo zogmayer, in: raumlichtung. die neugestaltung der kirche maria geburt in aschaffenburg, reihe ästhetik – theologie – liturgik, band 13, münster 2000, 65.
der stil zogmayers steht in engster verbindung mit strömungen euroamerikanischer kunst des 20. jahrhunderts, die auf den abstrakten expressionismus folgten, insbesondere mit minimal art.2 auch verwandte frühere bewegungen wie konstruktivismus und bauhaus kommen einem beim betrachten seiner arbeiten in den sinn.
man mag darüber streiten, ob der begriff „zweite moderne“ geeignet ist, eine hauptströmung der kunst der gegenwart zu charakterisieren. auf zogmayer passt er jedenfalls ausgezeichnet. schon ein erster blick enthüllt, dass sein werk grundmotiven der moderne verpflichtet ist, ohne einem rigiden modernismus verhaftet zu sein.
ansätze der an elementarer form, funktion und konzept orientierten avantgarden des 20. jahrhunderts werden erneuert, geläutert und vertieft. so entsteht eine sanfte transformation der moderne, die ohne die avantgardistische attitude eines militanten vorkämpfertums und den mythos von der permanenten revolution auskommt.
postmoderne kunst brachte die wiedereinführung von narrativen, figurativen und allegorischen inhaltlichen elementen, eine sogenannte „re-semantisierung“ der bildenden künste.
zogmayers zweite moderne ist auf ihre weise ebenfalls eine „re-semantisierung“, die gleichwohl auf die genannten momente verzichtet.
an ihrer statt wird auf das geschriebene wort zurückgegriffen.3 die verwendung von schrift in gestalt von worten und einzelnen sätzen (in seltenen fällen auch ganzen texten) ermöglicht ihm die integration von bedeutungen ohne mimetische inszenierung von wirklichkeit bzw. das erzählen von geschichten. außerdem sind die auf ein wort oder höchstens einen satz kondensierten botschaften konstitutiv mehrdeutig. sie unterstützen damit das konzept des „offenen kunstwerks“ (umberto eco), das zogmayers kunstverständnis prägt:
„kunst, wie ich sie verstehe, schafft heute eher rahmenbedingungen für ereignisse, anstatt diese vorwegzunehmen und zu bevormunden. das gilt für architektur und bildende kunst wie auch für wesentliche spielarten moderner musik seit john cage und morton feldman, die klänge als jetzt, und nicht als ergebnis kompositorischer planung entfalten. 4
_________________________
1 heinrich klotz: zweite moderne, in: ders. (hrsg.): die zweite moderne. eine diagnose der kunst der gegenwart, münchen 1996, 9-22: 15-16.
2 die große bedeutung künstlerischer positionen, die in den 1960er und 70er jahren als minimal art bekannt wurden, für die neuere bildende kunst und musik wurde lange unterschätzt bzw. übersehen. in den letzten jahren findet sie in ausstellungen und publikationen zunehmend beachtung. vgl. christoph metzger u.a. (hrsg.): minimalisms, ostfildern 1998; eugen blume u.a. (hrsg.): fast nichts. minimalistische werke aus der friedrich christian flick collection im hamburger bahnhof, köln 2005.
3 zu diesem weg, den heute auf unterschiedliche weise eine anzahl von künstlerinnen verfolgen, siehe eva maltrovsky: die lust am text in der bildenden kunst, frankfurt/m. 2004.
4 zitat leo zogmayer, in: raumlichtung. die neugestaltung der kirche maria geburt in aschaffenburg, reihe ästhetik – theologie – liturgik, band 13, münster 2000, 65.